Reisebericht von Elisa Ganado Lipp
Türkise, orangefarbene und knall grüne Häuser, Palmen, drei oder sogar vier Personen auf einem kleinen Roller, die unbedenklich durch die kleinen Straßen Phukets fuhren. Eindrücke, die man vielleicht als „Kulturschock“ bezeichnet, ich sie aber persönlich viel mehr eine „Kulturerfahrung“ nennen würde. Die Farben der Häuser gaben die Persönlichkeiten der Menschen wieder, die auf den kleinen, gar wackeligen, Rollern fuhren. Nämlich bunt, fröhlich und durchmischt. Sofort merkte ich, wie sich ein kleines Lächeln, trotz Jetlags, in meinem Gesicht breitmachte. Nahezu das Erste, was mir auffiel, war zwar die Armut der Bevölkerung, jedoch gleichzeitig, die Freude, welche die Menschen einem entgegen brachten. In diesem Moment verbreitete sich ein warmes Gefühl in meinem Magen. All diese Menschen, die mir auf den kleinen, wackeligen Rollern entgegen fuhren, lachten mich an und winkten mir zu. Sofort wurde mir klar, dass ich in den drei Wochen, die ich in Thailand verbringen würde, eine Menge zu lernen hatte. Nicht nur was das Thai Boxen anging. Nein, ich würde auch lernen die Dinge zu schätzen, die ich habe, um mit ihnen glücklich zu sein. Genauso wie all die Menschen auf den kleinen, kaputten Rollern es waren. Dies machte ich mir, mit unter, zum Ziel.
Nach einer etwas rasant, lustigen Taxifahrt, fand ich mich auf einem Speedboot wieder, voll mit Thailändern, die uns lächelnd und interessiert beäugten. Nach einem kurzen Augenreiben blickte ich hinaus aufs Meer und es fühlte sich für einen Moment so an, als würden alle Probleme, Sorgen und der ganzen Stress in den türkis- blauen Wellen untergehen. Unendliche Weiten machten sich sichtbar. Am Horizont erstreckten sich die ersten kleinen, bezaubernden Inseln in türkisblauem Wasser. Eine nach der Anderen. Eine Welt, die so unberührt schien, friedlich und harmonisch. Als hätte keine Menschenseele es bisher gewagt diese Natur zu betreten, ja nahezu anzusehen, aus Angst sie würde der verbrauchten Welt dann erlegen sein.
Angekommen auf Koh Yao Noi wurde unsere Gruppe von sogenannten Tucktucks zum Camp gefahren. Etwas erstaunt darüber, dass wir, trotz des hitzigen Fahrstils der Thailänder, heil am Camp angelangt waren, wurden wir herzlichst von Lisa, ihrem Mann Hlukhin und den Trainern begrüßt. Noch nie in meinem Leben habe ich ein solch herzliches und authentisches Völkchen wie die Thailänder getroffen. Nach frischen Kokosnüssen und guter Laune machte sich bereits ein familiäres Gefühl bemerkbar, was man so nur aus der Sportschule kennt. Auch das köstliche thailändische Essen der netten Küchenladies verzauberte jeden Gaumen und ließ Appetit für mehr erwecken.
Nach einer anstrengenden und langen Reise in, für mich, etwas komplett Unbekanntes, fiel ich erschöpft in meine Federn. Schließlich wollte ich am ersten Trainingstag fit sein!
Nachdem um 7 Uhr in der Früh mein Wecker klingelte, stand ich auch schon um 7:30 Uhr auf der Matte. Beim Anblick der Trainer verspürte ich Zwiegestalten Gefühle. Auf der einen Seite wusste ich bereits, mit was für netten und zuvorkommenden Menschen ich zu tun hatte…auf der anderen Seite jedoch bereitete mir das Wissen, dass jeder dieser Männer bereits viele, viele Profikämpfe hinter sich hatte, ein dezent mulmiges Gefühl. Nichtsdestotrotz versuchte ich mir nichts anmerken zu lassen und folgte dem Training, was ich, zwar als anstrengend, aber auch als äußerst spaßig und lehrreich empfand. Sofort bei der ersten Einheit merkte ich, wie viel Kraft die Trainer aus mir heraus holen konnten, von der ich selber nichts zu wissen schien. Die Motivation, die ich verspürte machte, mich von Training zu Training stärker und machte es für mich einfacher eine gewisse Konzentration zu finden. Schön war es auch zu sehen, dass uns immer noch Menschen und keine Maschinen trainierten die ich mit Iliana auch ab und zu während des Trainings zum Lachen bringen konnte. Frage war nur immer, ob sie über oder mit uns lachten 😉
Direkt nach den Einheiten sprangen wir alle in den Pool, welcher eine Aussicht direkt aufs Meer und die kleinen verzauberten Inseln hatte. Genauso verlief jeder Morgen und Nachmittag auf Koh Yao Noi und es wurde trotzdem nicht langweilig.
„Komm wir fahren in die Stadt“ war ein Satz, der mich stutzig machte. Wo sollte denn hier auf solch einer kleinen Insel eine Stadt sein? Ohne einen weiteren Kommentar setzte ich mich auf einen kleinen, wackeligen Roller und düste, ohne Helm, in die sogenannte „Stadt“. Angekommen war ich sogar etwas erleichtert. Die „Stadt“ war nämlich lediglich das Zentrum der Insel und besaß neben einem 7/11 noch ein paar Geschäfte, in welchen Klamotten aber auch Lebensmittel verkauft wurden. Das war es aber auch schon und ich war wirklich froh zu sehen, dass eine Stadt die Idylle der Insel zum Glück nicht zerstörte.
Auf einer Inselhopping tour am Wochenende übertrumpfte sich das, was ich schier für unmöglich hielt. Die Natur. Die Inseln, die ich eine Woche zuvor vom Boot aus gesehen hatte, waren jetzt das Ziel unserer Tour. Ich fühlte mich schon fast schuldig einen Fuß auf diese, aus dem Wasser emporragenden, Fleckchen Erde zu setzen. Nichtsdestotrotz wollte ich unbedingt das näher betrachten, was jeder als das Paradies bezeichnet. Das Wort traf nicht annähernd auf das zu, was sich vor meinen Augen befand. Weißer Strand, türkises Wasser, Felsen mit verflochtenem Grün, was sich an den Klippen hinauf hangelte, Palmen mit Kokosnüssen und, um es abzurunden, kleine Fische, die ihre Kreise vor den Inseln schwammen. Zu sehen, dass es solch einen Ort wirklich noch gibt, gab mir ein wahres Glücksgefühl.
Koh Yao Noi konnte man in ca. 40 Minuten mit einem kleinen, kaputten Roller umfahren. Vorbei an bunten Häusern, Wellblechhütten, Stränden, Palmen, winkenden Thailändern, Katzen und Schmetterlingen führte ein Weg zu einem kleinen Wasserfall, welcher versteckt hinter einem Waldstück lag. Auch eine Art Schwebebrücke mit Aussicht auf einen kleinen Hafen voll mit Holzboten bot eine wunderbare Aussicht, nicht nur auf die Natur, sondern auf das ehrliche Leben der Menschen. Das Wort „ehrlich“ benutze ich, da mir in den drei Wochen nicht nur die Authentizität der Menschen, sondern leider auch der Müll auf der Insel auffiel. Das, was unsere Welt zu „verstecken“ scheint, war dort ehrlich zu sehen. Haufen an Müll lag teilweise an den Straßenrändern, welchen die Familien irgendwann selbst verbrannten. Es fühlte sich an wie die Realität und war äußerst schwer anzusehen, was für einen Schmerz wir unserem Planeten zufügen. Trotzdem ist der Müll das Geringste, was mir auffiel. Die paradiesischen Strände und die unschlagbare Natur machten die Müllberge wett und gewannen für mich den Kampf zwischen Natur und menschlichen Erzeugnissen.
Als Marcela fragte, wer eine Art Reisebericht schreiben würde, hatte ich unglaubliche Lust meine persönlichen Erlebnisse zu teilen und jeden an meinen Gefühlen der Insel gegenüber teilhaben zu lassen. Keine Fotos, Videos oder Texte dieser Welt können jedoch mit dem mithalten was ich in meinem Gedächtnis mitgenommen habe. Die Augen zu schließen und die wunderbare Kulisse vor sich zu sehen ist 10000- mal mehr Wert als jedes Foto;)
Danke an die Menschen, die Natur, die Sportschule und all das was diese drei Wochen möglich gemacht haben, mir gezeigt haben zu schätzen und mit wenig glücklich zu sein. Genauso wie die Menschen auf den kleinen, wackeligen Rollern;)
-Elisa Ganado Lipp